Aktien und ihre Relevanz

Im folgenden lässt sich mit einer sehr verständlichen und vereinfachten Erklärung verstehen, wie und welchen Einfluss Aktien für Unternehmen und Investor*innen haben können.

Um die Funktion von Aktien zu verstehen, hilft erst einmal eine Definition:
Eine Aktie ist ein verbriefter Anteil am Eigenkapital des Unternehmens. Dabei stellen alle vorhandenen Aktien zusammen das gesamte Eigenkapital des Unternehmens dar.

Hier direkt mal ein Beispiel:
Die Beispiel AG besteht aus insgesamt 100.000 Aktien.
Angenommen jede Aktie hat einen Börsenwert von 10€.
Das ergibt 1.000.000€ Eigenkapital.

Besitzer*innen einer Aktie haben folgende Rechte:

  • Mitbestimmungsrecht während der Jahreshauptversammlung des Unternehmens
  • Auskunftsrecht gegenüber dem Unternehmen
  • Anspruch auf Dividende

Wird also eine Aktie der Beispiel AG über die Börse gekauft, wird damit Besitz an einem Anteil des Eigenkapital der Gesellschaft erworben und somit auch 1 von 100.000 Stimmrechten.

Der Grund, warum die Beispiel AG ihr Eigenkapital in Aktien verwandelt hat, liegt sehr wahrscheinlich in der Finanzierung der Gesellschaft. Diese benötigt für wichtige Investitionen Geld. Verkauft die Beispiel AG nun Aktien aus ihrem Besitz, bekommt sie im Austausch frisches (liquides) Geld von Investoren. Anders als bei einem Kredit muss sie dieses Geld jedoch weder zurückzahlen, noch zu einem festen Zinssatz verzinsen. Die Beispiel AG kann über das Geld der Investoren frei verfügen.

Im Gegensatz dafür muss sie jedoch den Investoren*innen – unseren Aktionären*innen – bei einer jährlichen Hauptversammlung ein Stimmrecht zu bestimmten, unternehmensrelevanten Themen einräumen. Zudem muss sie jährlich Dividende an die Aktionäre*innen auszahlen. Die Höhe der Dividende ist dabei abhängig vom erwirtschafteten Gewinn der Beispiel AG und fällt je nach Geschäftsjahr unterschiedlich aus.

Die Beispiel AG hat einen großen Teil ihres Kuchens (Ihrer Aktien und damit ihres Eigenkapital) bereits an Privatinvestoren*innen und an Aktienfonds verkauft. Sie muss dabei immer im Besitz der Mehrheit der Aktien sein, um volle Entscheidungsmacht zu haben.

Das durch den Verkauf der Aktien an Privatanleger*innen und Aktienfonds erhaltene Geld hat die Beispiel AG nun schlau in Zukunftsprojekte investiert, was allgemeine Investor*innen und Aktionär*innen freut. Nach dem Prinzip Angebot-Nachfrage steigt nun die Nachfrage nach Aktien der Beispiel AG und somit steigt auch der Preis einzelner Aktien.

Wo vorher eine Aktie 10€ gekostet hat, kostet sie nun 15€. Katsching! Der Unternehmenswert der Beispiel AG ist deutlich gestiegen (15.000.000€). Die Beispiel AG kann nun durch gezielten Verkauf ihrer Aktien noch mehr Geld einnehmen und somit weiter wachsen.

Dieses Prinzip von Angebot und Nachfrage klappt jedoch auch genauso gut in die andere Richtung. Das Management der Beispiel AG hat sich verschätzt und folgenschwere Entscheidungen getroffen. Anleger*innen und Investor*innen sind pessimistisch gestimmt und verkaufen vermehrt die Aktien der Beispiel AG. Das Angebot an Beispiel AG Aktien steigt, die Nachfrage sinkt. Somit sinkt auch der Preis auf plötzlich nur noch 5€.

Der Unternehmenswert ist deutlich gefallen, die Beispiel AG erhält nun weniger Geld durch ihren Aktienverkauf. Das Management ist nun gezwungen, den Kurs zu ändern und Aktionär*innen und Investor*innen zu besänftigen. Dieses Wechselspiel zwischen Aktionär*innen (Shareholder) und Management nennt sich auch Shareholder Management.

Die Gefahren hierbei sind klar: Für Aktionär*innen und Investor*innen zählt oftmals nur die kurzfristige Gewinnmitnahme. Somit müssen sich an der Börse notierte Unternehmen oftmals dem Willen von Angebot und Nachfrage beugen. Es kommt zu einzig ökonomisch orientierten Entscheidungen, um den Unternehmenswert und damit die Liquiditätsquelle des Unternehmens zu halten und auszubauen.

Da ökologisch und soziale Themen in den Augen der Investor*innen (teilweise fälschlicherweise) weder höhere Rendite, noch mehr Sicherheit für die Geldanlagen bedeuten, spielen diese bei der Bewertung von Unternehmen so gut wie keine Rolle. Ethische und moralisch fundierte Entscheidungen werden nur selten gewertschätzt und haben kaum Einfluss auf die Kursentwicklung. Somit macht sich auch das Management hauptsächlich Gedanken über Gewinnmaximierung, Ausbau und Wachstum, nicht aber über Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und die eigene Belegschaft.